Tarifverhandlungen 2023: Was die Gewerkschaften fordern (2023)

Tarifverhandlungen 2023: Was die Gewerkschaften fordern (1)

Überblick

Stand: 27.03.2023 17:17 Uhr

Angesichts der hohen Inflation werben die Gewerkschaften vehement für zweistellige Lohnerhöhungen. Wie genau sind die Behauptungen? Und in welchen Branchen gibt es bereits Tarifverträge? Eine allgemeine Vision.

Der massive Anstieg der Verbraucherpreise hat die Debatte um gewerkschaftliche Lohnforderungen weiter angeheizt. Deutlich niedrigere Reallöhne haben zu besonders heftigen Tarifauseinandersetzungen geführt. Während viele Arbeitgeber zunehmend auf pünktliche Bezahlung setzen, fordern Gewerkschaften einen dauerhaften Ausgleich für die steigenden Lebenshaltungskosten. Ein Überblick über den aktuellen Stand der Haupttarifrunden.

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Öffentlicher und Eisenbahnverkehr

Gestern hat die dritte Tarifrunde für rund 2,5 Millionen Bundes- und Kommunalbedienstete begonnen. Die Gewerkschaft ver.di hat in den vergangenen Wochen Streiks organisiert, an denen rund 400.000 Beschäftigte beteiligt waren.

Um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen, hat ver.di alandesweiter Streik für Verkehr und Infrastrukturprogrammiert, die heute Millionen von Passagieren und Reisenden betrifft. Auch die Gewerkschaft der Arbeiter und des Eisenbahnverkehrs (EVG) rief zum Streik auf, weil die erste Tarifverhandlungsrunde keine nennenswerten Ergebnisse brachte.

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Was fordert ver.di?

Ver.di fordert eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, aber mindestens 500 Euro mehr monatlich für einen Zeitraum von zwölf Monaten. Das Ratenergebnis wird gleichzeitig und mit gleicher Wirkung an Beamte, Richter, Militärangehörige und Rentner weitergegeben. Die Verhandlungen werden in der dritten Runde vom 27. bis 29. März 2023 in Potsdam fortgesetzt.

Der Streik und die Finanzierungsprobleme der Kommunen Tim Diekmann / Matthias Stauss, SWR, tagesthemen 22:15, 27.03.2023

Was benötigt EVG?

EVG fordert eine Gehaltserhöhung von 650 Euro für alle oder 12 Prozent mehr für zwölf Monate. Außerdem wird der Stundenlohn in den unteren Lohngruppen bis zum Mindestlohn von 12 Euro ohne Abfindungen oder Zulagen erhöht. Auch Entgeltungleichheiten müssen beseitigt werden, insbesondere bei gleicher Tätigkeit mit regional differenzierter Entlohnung.

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deutsche Post

Die Deutsche Post und die Gewerkschaft ver.di haben sich in der vierten Verhandlungsrunde im März geeinigt. Die 160.000 Mitarbeiter des Kurier- und Paketunternehmens erhalten zum Inflationsausgleich für mehrere Monate eine steuerfreie Sonderzahlung in Höhe von 3.000 Euro.

Darüber hinaus erhöht sich das monatliche Grundgehalt der Mitarbeiter ab dem 1. April 2024 um 340 €. Die monatlichen Anfangsgehälter in den niedrigsten Einkommensgruppen steigen um mehr als 20 % für Paketsortierer und 18 % für Boten. Auch die sogenannte Postzulage für Beamte wird bis zum 31.12.2024 fortgeschrieben.

Die Vereinbarung verhinderte einen unbefristeten Streik, zu dem Gewerkschafter bereits aufgerufen hatten. „Das ist ein gutes Ergebnis, das ohne den Druck und den Streikwillen unserer Mitglieder nicht zu erreichen gewesen wäre“, sagte Andrea Kocsis, Vizepräsidentin und Chefunterhändlerin von Ver.di.

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Zeitarbeit

Auch Leiharbeitnehmer erhalten künftig mehr Geld durch eine zweistufige Gehaltserhöhung. Das war das Ergebnis des dritten Tarifvertrags im Januar. Die Tariferhöhung beträgt je nach Gehaltsgruppe bis zu 13,1 % pro Stunde und gilt ab 1. April bzw. 1. Januar 2024.

Laut DGB-Vorstandsmitglied und Verhandlungsführer Stefan Körzell gestalteten sich die Verhandlungen zwischen der Tarifgemeinschaft des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und den Arbeitgeberverbänden BAP und iGZ schwierig. Doch beide Seiten bewerteten das Ergebnis positiv.

Tarifverträge erreichen rund 98 % der bundesweit rund 800.000 Leiharbeitnehmer. Die untersten Gehaltsgruppen 1 und 2 haben bereits im Juni 2022 gestaffelte Erhöhungen von bis zu 24 % erhalten, um die Gehälter über den neuen gesetzlichen Mindestlohn von zwölf Euro anzuheben.

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Textil- und Bekleidungsindustrie

Die Tarifverhandlungen für rund 100.000 Beschäftigte in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie wurden Mitte März ohne Einigung ausgesetzt. Die zuständige Gewerkschaft Metall (IGM) fordert eine Lohnerhöhung von acht Prozent oder mindestens 200 Euro mehr im Monat. Der Arbeitgeber hat eine Inflationsausgleichsprämie von 1.500 € und Gehaltssteigerungen von 3,25 % ab November und weiteren 2,25 % ab Oktober 2024 angeboten.

Arbeitgeberverhandlungsführer Markus Simon verwies auf die „extrem angespannte Lage“ der Branche durch die Schließung zahlreicher Filialen der Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof, die Insolvenz von Peek & Cloppenburg und den „beispiellosen Druck durch Energie- und Rohstoffkosten“. ". Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 31. März geplant.

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Papier-, Karton- und Kunststoff verarbeitende Industrie

Die Tarifverhandlungen von 100.000 Beschäftigten der Papier-, Karton- und Kunststoffverarbeitungsindustrie (PPKV) sind am vergangenen Donnerstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen. „Arbeitgebern muss klar sein, dass kleine Schritte nicht mehr ausreichen, um ans Ziel zu kommen“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Frank Schreckenberg. Obwohl es eine leichte Bewegung gab, waren die Schritte der Chefs sehr klein.

Jürgen Peschel, Verhandlungsführer des Hauptverbandes Papier- und Kunststoffverarbeitung, zeigte sich seinerseits „sehr zuversichtlich, dass wir die Basis für eine erfolgreiche Verhandlung in der nächsten Runde gelegt haben“.

Für Papierverarbeiter verlangt Ver.di zusätzlich 10,5 Prozent der Löhne und Gehälter und für Praktikanten einen Festbetrag von 150 Euro für die Dauer von zwölf Monaten. Die fünfte Anhörung findet am 12. April 2023 statt.

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Automobilhandel

Die Tarifrunde für die Automobilbranche in Niedersachsen-Bremen ist ergebnislos gestartet. In der ersten Verhandlungsrunde am 14. März legte der Arbeitgeber kein Angebot auf die Forderungen der IG-Metall-Tarifkommission vor.

Die Gewerkschaft fordert 8,5 Prozent mehr Lohn für die bundesweit 435.000 Autoarbeiter und eine Inflationsausgleichsprämie. Auch die Ausbildungsvergütung muss im ersten Ausbildungsjahr auf mindestens 1.000 Euro ansteigen.

Die Verhandlungen fanden am 16. März in Leipzig für die Tarifzonen Ost, am 22. März in Schleswig-Holstein, Hessen und Nordrhein-Westfalen und am 27. März in Baden-Württemberg statt. Weitere Listungstermine sind der 30. März in Bayern und der 31. März in Hamburg. Der aktuelle Tarifvertrag läuft Ende des Monats aus. Ab 1. April sind Warnaktionen und Streiks möglich.

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Einzelhandel

Die Tarifrunde für Einzel- und Versandhandel ist gestartet, die Tarifbezirke Bayern, Hessen und Sachsen/Sachsen-Anhalt/Thüringen haben am 15. März ihre Forderungen bekannt gegeben.

Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 2,50 Euro pro Stunde für einen Zeitraum von zwölf Monaten. Außerdem müssen Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden. Der Ausbildungszuschuss wird um 250 Euro erhöht.

Erklärung der Allgemeingültigkeit

Eine Allgemeinverbindlichkeitserklärung (AVE) ist ein Regierungsbeschluss, der einen Tarifvertrag auf alle Unternehmen einer Branche erstreckt, auch wenn sie nicht Mitglied des entsprechenden Arbeitgeberverbandes sind.

Auch in Bayern seien „für eine Mindestrente von 13,50 Euro pro Stunde“ eine Aufstockung der Beschäftigtengruppen und niedrigere Löhne nötig. Der Bayerische Handelsverband spricht von einer 25-prozentigen Lohnerhöhung für die Geringverdiener in ihrem Bezirk.

Der HDE Hessen kritisiert das Erfordernis einer Allgemeingültigkeitserklärung (AVE) als unverhältnismäßig und empfiehlt seinen Mitgliedern freiwillige Gehaltserhöhungen. Die erste Verhandlungsrunde in Bayern findet am 8. Mai statt. Beide Seiten erwarten eine lange Gesprächsrunde.

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Groß- und Außenhandel

Die Gewerkschaft ver.di fordert für Beschäftigte im Groß- und Außenhandel in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt eine Lohnerhöhung von 13 Prozent, mindestens aber 400 Euro über 12 Monate.

Darüber hinaus ist die allgemeinverbindliche Erklärung von Branchentarifverträgen erforderlich. Die Tarifverträge für Löhne und Arbeit laufen am 30. April 2023 aus. Für Nordrhein-Westfalen ist der 26. April erster Verhandlungstermin.

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(Video) VERDI: Auftakt der Tarifrunde im öffentlichen Dienst - Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr

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1. Öffentlicher Dienst: Gewerkschaften fordern mehr Lohn
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2. KLARE ANSAGE: Beamtenbund droht mit "flächendeckenden, unbefristetem Arbeitskampf" | WELT Dokument
(WELT Nachrichtensender)
3. heute journal vom 30.03.2023: König Charles, Tarifverhandlungen, Russische Cyberangriffe (english)
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4. Verhandlungen für Tarifbeschäftigte im öffentlichen Dienst gehen in die nächste Runde
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Author: Reed Wilderman

Last Updated: 19/06/2023

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